Kranzniederlegung am Ehrenmal

Ergreifende und mahnende Minuten gab es am Tag der Befreiung vormittags im ehemaligen Zwangsarbeitslager Roederhof des KZ Ravensbrück, als französische und belgische Widerstandskämperinnen vor den Gedenkstein traten und tränenerfüllt ihrer toten Kameradinnen gedachten und als Vertreter der Belziger Institutionen, Betriebe und Schulen sowie eine Delegation der sowjetischen Garnison Altes Lager Kränze niederlegten. Diese Feierstunde legte uns erneut die Verpflichtung auf, alles, aber auch wirklich alles zu tun, damit nie wieder von deutschem Boden ein Krieg ausgeht.

In einer kurzen Ansprach würdigte Parteiveteran Max Tesch die Helden der sowjetischen Armee, die im Kampf gegen die Faschisten ihr Leben gaben, und er verwies zugleich auf die uneigennützige Hilfe, die das sowjetische Volk nach der Zerschlagung des Faschismus angedeihen ließ. Max Tesch erklärte u.a.: „Mit der Befreiung des deutschen Volkes und der Zerschlagung der faschistischen Barbarei war der dunkelste Abschnitt in der geschichtlichen Entwicklung des deutschen Volkes und der von ihm überfallenen Länder beendet. Für das deutsche Volk war der Weg frei für die Schaffung eines friedliebenden demokratischen Deutschlands. In einem Teil Deutschlands, unserer heutigen DDR, ist die große historische Chance dank der Einheit der Arbeiterklasse gut genutzt worden. Im festen Bündnis mit allen in der Nationalen Front des demokratischen Deutschlands vereinten Parteien und Massenorganisationen und in enger Zusammenarbeit mit den Völkern der sozialistischen Länder waren und sind wir stets bemüht, unsere nationale Mission im Kampf um die Erhaltung des Friedens zu erfüllen. Die feste und unverbrüchliche Freundschaft war und ist das unerschütterliche Unterpfand dafür. Wir danken den Völkern der Sowjetunion gerade heute für ihre großartigen Leistungen und versichern, daß wir das Vermächtnis der Toten erfüllen werden, indem wir alles tun, um nie wieder zuzulassen, daß jemals von deutschem Boden ein Krieg ausgeht. Wir werden die Freundschaft der Sowjetunion immer pflegen und weiter vertiefen, weil sie das Unterpfand für eine gesicherte und glückliche Zukunft der Menschen ist.

An dieser Stelle, wo Hunderte belgische, französische, sowjetische und polnische Frauen im ehemaligen Zwangsarbeitslager Roederhof des KZ Ravensbrück gehungert und gelitten haben, haben wir uns zusammengefunden, um am Tag der Befreiung zu bekunden, daß wir das Vermächtnis in Ehren erfüllt haben und weiter erfüllen werden. Wir danken allen, besonders aber unseren sowjetischen Freunden und Genossen für die uns jederzeit erwiesene Hilfe und Unterstützung. Wir fühlen uns glücklich, an ihrer Seite für das edelste Ziel der Menschheit in der ganzen Welt, für die Erhaltung des Friedens zu kämpfen.“

Anschließend ergriffen 2 Widerstandskämpferinnen das Wort: „Belzig war für uns damals ein Kerker mit Baracken und elektrisch geladenem Stacheldraht. Da wir hungern und leiden mußten, hofften wir 1945, nie wieder nach Belzig zurückzukommen. Jetzt sind wir sehr glücklich, zurückgekommen zu sein. Wir fanden ein Belzig vor, das wir nicht kannten. Wir spürten die Sympathie der Einwohner, und wir konnten ihr Streben nach Frieden feststellen, der einmal in der ganzen Welt herrschen wird. Wir danken für das Denkmal, auch im Namen der Kameradinnen, die nicht mehr unter uns sind, weil sie ihr Leben gelassen haben.“


Quelle: Kreisarchiv Potsdam-Mittelmark, Zeitungsarchiv, Märkische Volksstimme vom 10.5.1966