Heidelerche,  © Stephan SprinzFoto: c Stephan Sprinz

Beseitigung eines langjährigen Ärgernisses
Noch zu seiner Zeit als Bürgermeister von Belzig hatte Gerhard Dorbritz im Grünen Grund oberhalb des Geländes vom ehemaligen KZ-Außenlager Roederhof dem Hundesportverein ein Geländestück mit dem Fundament einer abgerissenen Wirtschaftsbaracke zur Nutzung übergeben. Damals gab es noch keine Gedenkstätte und der Hundesport erfolgte innerhalb der Gesellschaft für Sport und Technik (GST).

1964 kamen erstmals wieder Frauen, die im KZ-Außenlager geknechtet und erniedrigt wurden  Gegen alle Wiederstände gelang es Gerhard Dorbritz, zum 20. Jahrestag der kampflosen Übergabe der Stadt und die Befreiung des Lagers diese Gedenkstätte zu errichten. Bellende Schäferhunde waren für die Frauen eine schlimme Erinnerung an diese grausame Zeit. Nach der Wende wurde durch die Hundesportler der ehemalige Appellplatz als sogenannter Revierplatz für die Schutzausbildung genutzt. Die aufgestellten hölzernen Dreiecke zeigten eindeutig, dass hier das Suchen und Verbellen von Personen mit den Hunden trainiert wurde.

Über all die Jahre wurde dieser Fakt sehr emotional und kontrovers diskutiert und heftig kritisiert. Zuerst von den Überlebenden und ihren Angehörigen, von Teilnehmern der Gedenkveranstaltungen, Besuchern der Gedenkstätte. Es gab Forderungen und Vorschläge zur Veränderung. Im August 2000 kam die Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Frau Dr. Jacobeit, mit einer Arbeitsgruppe nach Belzig. Gemeinsame Vorschläge zur Gestaltung des Gedenkortes auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Roederhof wurden in Empfehlungen zusammengefasst. In der Stadtverordnetenversammlung fand sich dafür keine Mehrheit. Lediglich die Hundezwinger, die auf dem ehemaligen Bunkergelände des KZ errichtet waren, wurden verlagert. Ansonsten tat sich nichts. Dabei ist es eine ständige Gradwanderung, dass die noch vorhandenen Punktfundamente der Baracken, in denen die Frauen untergebracht waren, nicht völlig zuwachsen. Gleiches gilt für die von  den Schülern des Fläming-Gymnasiums nach einem Luftbild von 1945 freigelegte Fundamentplatte der Waschbaracke. Diese noch sichtbaren baulichen Reste sind wertvolle Zeugnisse, wenn mit Schulklassen über die Geschehnisse im KZ-Außenlager Roederhof gesprochen wird oder im Rahmen des Gedenkspazierganges, der seit Aufstellen der Stele vor dem Geweihhaus jährlich am 1. September, dem Weltfriedenstag, stattfindet, Geschehnisse im Lager etwas veranschaulicht werden können.

Durchgeführte Grabungen nach den in den letzten Kriegstagen in der Krankenbarcke 9 verstorbenen Frauen , die unter Schlägen und Peitschenhieben von anderen, völlig ausgezehrten Kameradinnen  in der Nähe der Wirtschaftsbaracke verscharrt werden mussten, brachten kein Ergebnis.
An diese Stelle erinnerte sich Clara Draulans-Torfs, als sie 1994 auf Einladung von Gerhard Dorbritz zum ersten Mal wieder nach Belzig kam, um das Massengrab zu finden. Ihr Sohn, Marcel Torfs, berichtete davon in seiner Rede am 8. September 2014 im Grünen Grund.Nach der erfolglosen Grabung teilte der damalige Brandenburger Innenminister, Jörg Schönburg, mit, dass es zu keinen weiteren Grabungen kommen würde. Man gehe davon aus, dass die Leichen damals zeitnah umgebettet wurden. Daran, dass es die Versuchsgrabung wirklich gab, können sich die Hundesportler noch gut erinnern, wurde doch dabei das Stromkabel zu ihrem Vereinshaus gekappt.

Als Anfang Mai 2022 im Zuge einer Aktion des Landesjugendringes die Aktion „Tat-Orte markieren - Menschen (ge)denken“ ein Belziger Künstlerkollektiv mit grünweißem Absperrband den Treffpunkt der Hundesportler und die angrenzende Übungsfläche markierte und die Räumung einforderte, kam es besonders in den Sozialen Medien zu heftigen Diskussionen. Entgegen der Forderung solche Aktionen mit den Betroffenen abzusprechen, handelten sie spontan und gaben zu, nicht tiefgründig die Fakten erkundet zu haben. Denn der gekennzeichnete Bereich befindet sich nicht auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Lagers Roederhof. In der Folge gelang es René Gaffron, Redakteur des Fläming-Echo der MAZ, Kontakt zu allen Beteiligten aufzunehmen und den Hergang zu klären.
Auch der Vorsitzenden Inge Richter und dem Vorstandsmitglied Kathie Dahms  des Förderkreises Roederhof gelang es endlich, mit den Hundesportlern ins Gespräch zu kommen. Es wurde miteinander und nicht übereinander geredet! In dem konstruktiven Gespräch ergab sich schnell eine Lösung. Nach Rücksprache unter den Hundesportlern wurde ein Teil des 2006 an die Hundesportler überlassenen Grundstücks an die Stadt zurückgegeben. Im Brief des Vorsitzenden Rolf Schmidt und dem Vorstandsmitglied Manuela Pretzien heißt es:“Wir wissen um die Besonderheiten des Platzes und möchten - wie bisher immer - weiterhin keinen Unfrieden bzgl. der Gedenkstätte und dem Förderkreis Roederhof schaffen.“
Damit war die Stadt wieder für die Pflege dieser Fläche zuständig. Diese, im KZ als Appellplatz genutzte Fläche darf auf keinen Fall zuwachsen, sie muss auch künftig sichtbar bleiben.

Foto: Lullala arborea c Jan Svetlik

Dafür ergab sich mit der geplanten Siedlung „Wohnen am Weinberg“ eine sehr praktische und sympathische Lösung. Frau Tischer vom Sachbereich Grünflächen und Umwelt der Stadt Bad Belzig teilte uns, dem Förderkreis, mit, dass „aufgrund der mit dem Vorhaben verbundenen artenschutzrechtlichen Erfordernissen ein Ersatzlebensraum für die Art Heidelerche herzustellen und zu erhalten ist“. Genehmigende Behörde ist die Untere Naturschutzbehörde Potsdam Mittelmark. Die Vereinbarung zwischen Stadt und Investor wurde im Frühjahr 2022 geschlossen. Dafür wird der ehemalige Appellplatzt einmal im Jahr, im November, gemäht.
 Der Bestandsrückgang der Heidelerchen ist zuerst durch den Verlust an Lebensraum und fehlende Insekten als wichtige Nahrung bedingt. Der Zugvogel ist bis in den Dezember bei uns zusehen. Die nun für ihre Ansiedlung bereitgestellte Wiese am Waldrand ist ein geeigneter Lebensraum, da der Zugvogel trockene Waldblößen bevorzugt.
Hoffen wir, dass die Heidelerche dieses Fleckchen Natur annimmt. Es ist eine Lösung im Interesse aller. Und ihr wohltönender Gesang wäre eine gute Alternative zum Hundegebell.
Inge Richter
Vorsitzende des Förderkreises Roederhof